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Denn ein Wrack ist ein Ort an dem ein Schatz schlummert.

Es steht außer Frage, dass dieser Post unweigerlich ein längerer werden wird. Und das wobei mir ehrlicher Weise die Worte fehlen. Ich weiß nicht wo ich anfangen, wo ich enden soll. Vielleicht weil es kein Ende gibt und die Erinnerung an den Anfang längst verschwommen ist. Tatsache hingegen ist, dass ich wieder schreibe. Ihr lest einen Post von mir, obwohl ich euch im August für immer `Leb wohl!` sagen wollte & das Chaos in meinem Kopf ein für alle Mal verbannen wollte. Eigentlich genau seit diesem Moment denke ich darüber nach wieder zu schreiben. Ich war der festen Ansicht, dass dieser Blog mich an die Krankheit bindet, mir nicht hilft sondern mich in ihr festhält. Ich wollte "gesund" sein, auch wenn sich mir damals wie heute die Bedeutung nur zum Teil erschließt. Fakt ist, dass ich trotz der Blogabstinenz große, wenn nicht gar noch stärkere Probleme als zuvor mit meinem Körper. Ich fühle mich unwohl, unsicher, unzufrieden. Manchmal sogar bockig wie ein kleines Kind über mein eigenes Verhalten. Mein Essverhalten ging deutlich zurück, ich aß wenig. Meldete mich beim Fitnessstudio an. Ging 2 Wochen jeden Tag für eine Stunde, manchmal mehr auf den Crosstrainer, erledigte alles nur noch zu Fuß, saß kaum still, war zapplig und ich zählte Kalorien wie eine Wahnsinnige, nahm ab bis auf mein altes Standardgewicht, fast ein wenig drunter. Danach eine ziemlich harte Binge-Eating Phase. Es kam mir vor wie ein Entzug, so oft dachte ich daran hier zu schreiben und habe es dann doch gelassen, mich zusammen gerissen, weil ich diesen Abschnitts meines Lebens hinter mir lassen wollte. Doch der Selbstzweifel wuchs erneut. Die Ängste nicht schön, schlank oder gut genug zu sein waren enorm und schürrten die Verlustängste, die mich weiterhin begleiten. Ich begann mich erneut zu übergeben. Heimlich und mit zunehmender Tendenz. Zunächst nur nach größeren Mengen Essen aber irgendwann war da wieder der Drang selbst das kleinste bisschen hervorzuwürgen. Ich befand mich in einer tiefen Abwärtsspirale immer darauf bedacht nach außen möglichst wenig durchsickern zu lassen, die Fassade aufrecht zu erhalten. Nach wie vor fällt es mir schwer, darüber zu sprechen. Mich überkommt, im Gegensatz zum Schreiben, dass befreiender nicht sein könnte, jedes Mal ein so beklemmendes Gefühl, dass mir einfach die Worte nimmt, selbst wenn ich das Gefühl habe gerne sprechen zu wollen. Auf Nachfragen schweige ich und es entsteht eine unheimlich angestrengte, schwere Spannung. Und ich möchte brüllen: Ja, verdammt mir geht es beschissen. Ich hab da diese Dämonen im Kopf, die mir immer wieder erneut ins Gedächtnis rufen, wie wenig Wert ich bin. Aber ich sage nichts. Kein Wort kommt über meine Lippen, vielleicht ein schwaches Hm. Warum? Ich weiß es nicht. Ich gehe fest davon aus, dass mich niemand wirklich versteht, wie auch? Ich tue es selbst kaum. Meine Gefühlswelt hat sich zu etwas entwickelt in all den Jahren, dass ich nicht mehr überblicken oder durchdringen kann.
Ich kämpfte eine Weile mit mir ob ich diesen Blog wieder aufnehmen soll, ich fragte mich welchen Sinn es haben möge und ob sich noch jemand dafür interessiert. bzw. ob jemand von euch sich überhaupt an mich erinnert. Und natürlich war da auch dieser Gedanke, dann noch mehr abzurutschen. Ich hab die letzen Monate versucht ohne das hier zu leben. Das Resultat jedoch hat mich entäuscht.
Nichts hat sich gebessert.
Die Zeit ohne das Schreiben hat mir gezeigt, dass der Blog nicht der ständige Auslöser ist sondern alles in mir selbst steckt. Daher habe ich mich entschieden wieder zu bloggen. Das Ventil wieder zu öffnen. Den Druck abzulassen. Hier auf dieser Seite. Vor den Augen der Welt.

1 Kommentar:

  1. Oh Mann, ich kann dich so gut verstehen!! Mir ging es so ähnlich. Ich habe auch das bloggen gelassen, weil ich dachte, der Blog könnte mich daran hindern gesund zu werden, könnte mich fest halten, in dieser dunklen Welt der Essstörung. Ich dachte durch ihn gebe ich dem ganzen zu viel Raum, und dass sich die Dunkelheit über den gesamten Raum, den ich ihr gebe ausbreitet und immer nur mehr will. Aber ich glaube so ist das nicht. Die Dunkelheit breitet sich zwar über einen größeren Raum aus, aber sie wird dadurch nicht mehr, im Gegenteil, sie verliert an Intensität. Man kann sie besser ertragen. Ich denke es kommt auch darauf an wie man das ganze verwendet. Wenn man einen Blog dazu verwendet. sich immer wieder selbst ans Abnehmen zu erinnern und dafür zu motivieren kann es denke ich wirklich sein, dass er die ES verstärkt. Aber ihn zu nutzen um seine Gefühle aufzuschreiben, sich auszudrücken, das kann so sehr helfen. Manchmal nimmt es der Dunkelheit einen Teil ihres Schreckens wenn man sie mit anderen teilt.

    Ich finde es toll wie sehr du versuchst gesund zu werden und klar zu kommen. Und es tut mir leid, dass das im Moment noch nicht so klappt. Aber ich glaube dass du auf einem guten Weg bist, bitte geb nicht auf.

    Hab dich lieb <3

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