Seiten

"Bis zum nächsten Mal"

Es mag kalt wirken, wenn ich sagen, dass ich mir wünsche, dass mein Opa stirbt. Er leidet sehr. Heute morgen waren seine ersten Worte "...und ich bin wieder aufgewacht". Er kann kaum noch sprechen, braucht mittlerweile alle 4 Stunden Morphium, zum Aufstehen ist er zu schwach. Es tut weh ihn so zusehen. Ich habe seine Hand gehalten, ihm zugelächelt. Es ist unendlich schwer. Für alle. Wir saßen im Wohnzimmer an seinem Pflegebett. Meine Tante war mit ihren Kindern gekommen. Die Stimmung war das ganze Wochenende sehr gedrückt. Auch gestern auf dem Geburtstag. Es war für mich schwierig meinen Vater wiederzusehen. Ihm habe eine Weile mit ihm gesprochen. Mit meiner Schwester hat er kaum ein Wort gewechselt. Er hat keinen Bezug zu ihr. Sie war ein halbes Jahr, als meine Eltern sich trennten. Ihr tut das sehr weh. Meine Mutter hat geweint. Ich habe meine Schwester genommen und wir setzen uns weg. Sie ist stark, dafür bewundere ich sie. Ich muss nicht mehr auf sie aufpassen. Der Geburtstag war in jeglicher Hinsicht anstrengend und das Essen war ehrlicherweise das geringste Problem. Meinen Großeltern sind sehr anstrengende Menschen, sie stammen aus der vorurteil verseuchtesten Generation, die ich kenne. Ich möchte gar nicht näher darauf eingehen... Es war einfach nur anstrengend für mich. Meine Stimmung ist immernoch ziemlich am Boden von diesem Wochenende aber hier in meinem Zimmer fühle ich mich einigermaßen sicher. Die Theaterprobe habe ich abgesagt. Ich habe dafür einfach keinen klaren Kopf.
Als ich mich von meinem Opa verabschiedete sagter er: "Bis zum nächsten Mal" Ich weine ungern vor Menschen, daher bin ich so schnell wie möglich vor die Haustür und habe mich gar nicht erst von den anderen verabschiedet. Bis meine Mutter mit meinen Geschwistern zum Auto kam, hatte ich die Tränen weggeatmet und mich einigermaßen beruhigt. Ich habe mich in mein Zimmer zurückgezogen und die Musik voll aufgedreht. Ich kämpfe ununterbrochen mit den Tränen. Für meinen Geburtstag am Mittwoch habe ich 3 Flaschen Wein mitgebracht. Darunter eine große Flasche Billigwein, die noch in unserem Kühlschrank stand. Ich habe sie vor mich auf den Schreibtisch gestellt. Gerade kämpfe ich mit mir. Ich möchte sie öffnen und mich ehrlich gesagt einfach zu schütten. Ich sehne mich nach diesem warmen Gefühl in der Magengegend, dass er verursachen wird.
Fick dich Welt.


Achja, gegessen heute: Nichts.

1 Kommentar:

  1. Mein Opa hat sich auch irgendwann nurnoch gequält, bevor er gestorben ist. Er war fast dauerhaft im Krankenhaus und lag zuhause nur auf dem Sofa. Ich hatte nie einen richtigen Bezug zu ihn, ich wusste einfach nicht über was ich mit ihm reden soll und trotzdem hat es unendlich weh getan als er gestorben ist. Aber es tat gut, ihn nicht mehr leiden zu sehen.

    AntwortenLöschen