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China Futter

Es ist 11 Uhr am Vormittag, ich fahre mit meiner Mutter in die Stadt um Besorgungen zu machen. Sie fragt mich ob wir zum Mittagessen beim Chinesen etwas mitnehmen wollen, da ich schon öfter gesagt hätte, wie gerne ich doch wieder knusprige Hühnerbrust essen wollte. Ich muss mit dem Gedanken kämpfen, überschlage Kalorien und antworte nur erstmal mit einem fast stummen "Hm." auf ihren erwartungsvollen Blick. Schließlich kann ich mich dazu durchringen um ihr eine Freude zu machen. Als wir im Restaurant auf unsere Bestellung zum Mitnehmen warten fange ich an mich fast zu freuen auf den süßen Geschmack der Sauce und auf das Fleisch, dass so knusprige Geräusche macht beim Draufbeißen. Ich nehme die Bestellung an und trage sie zum Auto. Meine Vorfreude auf das Essen wird größer, das kenne ich so nicht von mir und es macht mir fast ein wenig Angst. Ich habe das Bedürfnis ständig über das Essen zu sprechen und sage meiner Mutter immer wieder wie groß die Portion ist und dass ich sicher alles aufessen werde, weil es so gut schmeckt und ich das so lange nicht gegessen habe. Daheim stelle ich das Styroporbehältnis auf den Tisch, warte ungeduldig auf die Gabeln, die meine Mutter bringt. Ich ziehe die Alufolie ab und erkenne, dass die Bedienung, dass falsche Gericht eingepackt hat. Vor mir steht ein Pamp aus Reis und eingelegtem Hühnchen. Ich fange einfach an zu weinen. Es war als wäre ein Deich gebrochen. Meine Mutter steckt mich weinend wie ich bin in meine Jacke und zwingt mich mit ihr erneut in die Stadt zu fahren. Sie sagt, wenn ich mich so auf dieses Essen gefreut habe, dann soll ich es jetzt auch bekommen. Ich fühle mich als wäre ich wieder 5. Ich sitze neben ihr im Auto und starre aus dem Fenster. Sie redet und versucht mich aufzumuntern. Es funktioniert. Ich fühle mich blöd mit den verheulten Augen. Die Bedienung sieht uns zur Tür reinkommen und fragt: Sie kommen wieder? Meine Mutter antwortet ja, aber diesmal essen wir hier. Wir bestellen dasselbe wie zuvor, auch wenn die Bedienung uns blöd anschaut. Ich sitze ungeduldig am Tisch, zapple auf dem Stuhl hin und her. Kann es nicht erwarten jetzt doch mein Essen zu bekommen. Die Bedienung kommt und stellt die Teller vor uns hin. Ich schiebe mir sofort eine Gabel Reis und Sauce in den Mund und verbrenne ihn mir damit fast, aber das ist egal. Es ist eine Geschmacksexplosion. Ich lasse nur 3 Stückchen der Hühnerbrust zurück und etwas Reis. Nach dem Essen lehne ich mich zurück und kann zum ersten Mal seit langem das Völlegefühl genießen. Meine Mutter sitzt nur da und lächelt mich an.


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